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Ein innovatives Konzept des Paidaia e.V.
Die Bildungseinrichtung Paidaia e.V. verfolgt mit dem Projekt „Rückenwind“ das Ziel, sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche zu fördern und weiterzubilden, um sie in ihrer Identitätsfindung zu unterstützen und in ihnen die Bereitschaft zu entwickeln, sich als aktive und mündige Bürger in die Gesellschaft zu integrieren.
Dieser Zielsetzung dienen Personal Coaching, Personal Training und die Ausbildung zu Multiplikatoren, damit die Jugendlichen ihre, über die Arbeit des Vereins erlernten Fähigkeiten und Fertigkeiten an Dritte weitertragen und so positive Modelleffekte bei weiteren Kindern und Jugendlichen in ihrem Umfeld auslösen.
„Neue Wege“ – Ein Rückblick
Wie das Projekt „Neue Wege“ einen Stadtteil veränderte
Bei „Neue Wege“ handelte es sich um ein innovatives Pilotprojekt zur Erziehung, Weiterbildung und Förderung von verhaltensauffälligen Jugendlichen in Wuppertal Vohwinkel.
Anliegen des „Neue Wege“ Konzeptes war es, eine großflächige und nachhaltige Wirkung im gesamten Stadtteil zu erreichen. Dazu war vorgesehen, die geförderten Jugendlichen selbst zu Multiplikatoren für ihren Stadtteil auszubilden. Wenn ehemals verhaltensauffällige Jugendliche sich zu positiven Rollenvorbildern für die Kinder und Jugendlichen in ihrem Umfeld entwickeln, verspricht dies eine nachhaltige Multiplikationswirkung. In diesem Sinne war das Projekt sehr erfolgreich. Dies zeigte sich unter anderem darin, dass sich die geförderten Jugendlichen auch nach Projektende – teils ehrenamtlich, teils auf Honorarbasis – in der Förderung von Kindern engagierten und positiv auf deren Sozialverhalten einwirkten.
Die örtliche Polizei beobachtete zum Projektende eine deutlich gesunkene Gewaltbereitschaft im Quartier. Sieben der acht ehemals verhaltensauffälligen und sozial benachteiligten Jugendlichen erlangten die Qualifikation für die gymnasiale Oberstufe. Vier von ihnen haben bereits ihr Abitur abgelegt und streben ein Hochschulstudium an.
Sollte es ein Erfolgsgeheimnis bei unserer Projektarbeit geben,
so ist es das, was sich schon Anton Semjonowitsch Makarenko
Anfang des 20. Jahrhunderts als Prinzip seiner
Arbeit zugrunde gelegt hatte
Ich fordere, weil ich dich achte, und ich achte dich, weil ich dich fordere. Von einem Menschen, den wir nicht achten, können wir nicht das Höchste verlangen. Wenn wir von einem Menschen viel fordern, besteht gerade darin unsere Achtung vor ihm […].“
Anton Semjonowitsch Makarenko
Ein Coach oder Pädagoge darf also verhaltensauffällige Jugendliche nicht von vornherein aufgeben, sondern muss ihnen einen Raum bieten, in dem er sie angemessen fordern kann. Er muss ihnen verdeutlichen, dass sie „Berge versetzen“ können, wenn sie den Willen dazu haben und es nur ihre Willenskraft ist, die den Antrieb für ihren eigenen Weg bildet.
Wir zeigen ihnen, dass wir an sie und ihre Fähigkeiten glauben und überzeugt davon sind, dass sie ihr eigenes Schicksal in die Hand nehmen werden.
Lernen wollen – die Schlüsselfunktion im Projekt Rückenwind
Der Bildung wird allgemein eine Schlüsselfunktion zuerkannt, mittels derer sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche befähigt werden, sich selbst aus ihrer Benachteiligung zu befreien.
Ein Problem, das dabei oft außer Acht gelassen wird, ist die Frage: „Wie bringt man diese Kinder und Jugendlichen, die mit Bildung häufig nur Minderwertigkeitsgefühle und Frustrationserlebnisse assoziieren, dazu für Bildung empfänglich zu werden?“
„Rückenwind“ ist ein Projekt, welches diesen Konflikt auflösen soll. Das Projekt bietet eine innovative Plattform, mit der Zugangswege zu den sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen geschaffen werden, um ein Eigeninteresse an Bildung in ihnen zu wecken.
„Nur was die Schüler gelernt haben, selbst zu wollen, wird in ihrem Leben über den Unterricht hinaus Bedeutung gewinnen. Auch und besonders unter diesem Gesichtspunkt der Werthaltungen gilt, dass Erziehung darauf zielen muss, sich selbst überflüssig zu machen. Oder positiv gewendet: Erziehung zielt letztlich auf Selbstbestimmung.“
Zielgerichtet wirken
Das Projekt „Rückenwind“ hat das übergeordnete Ziel, sozial benachteiligte Jugendliche in ihrer Identitätsfindung zu unterstützen und ihre Bereitschaft zu fördern, sich als aktive und mündige Bürger in die Gesellschaft zu integrieren.
Dies wird insbesondere durch folgende Teilziele verwirklicht:
„Die Pädagogik […] ist Erziehung zur Persönlichkeit, Erziehung eines frei handelnden Wesens, das sich selbst erhalten, und in der Gesellschaft ein Glied ausmachen, für sich selbst aber einen inneren Wert haben kann.“
Immanuel Kant
Wen wollen wir erreichen?
Es werden Jugendliche ausgewählt, die sozial benachteiligt sind und in ihrem sozialen Brennpunkt von den meisten Kindern und Jugendlichen respektiert und akzeptiert werden. In der Regel haben diese Jugendlichen ein dominantes Auftreten im Quartier.
Wenn diese Jugendlichen während und auch nach der Förderung mit einem neuen Bewusstsein an die Kinder und Jugendlichen im Quartier herantreten, kann davon ausgegangen werden, dass sie bei diesen positive Modelleffekte auslösen. So erfahren sie beispielhaft, dass es nicht „uncool“ ist, „richtiges“ Deutsch zu sprechen oder keine Probleme mit der Polizei zu haben. Bestätigt werden diese Erfahrungen durch die Erfolge des „Neue Wege“ Projektes.
56 sozial benachteiligte Jugendliche aus einem oder auch mehreren Stadtteilen werden bei „Rückenwind“ fest eingebunden. Durch die Multiplikatorenwirkung dieser Teilnehmer werden zahlreiche weitere Kinder und Jugendliche aus den Quartieren erreicht, welches die Breite und Nachhaltigkeit der Wirkung des Projektes noch erhöht.
Eine besondere Form der Aktivierung und Multiplikationswirkung
Eine gezielte Einbindung der Jugendlichen in die Projektstruktur sichert die kontinuierliche Aktivität aller Beteiligten innerhalb des Projektes. Jeder Teilnehmer ist gefordert, da er sowohl in Projektteams etwas kreiert bzw. realisiert, als auch darüber hinaus eine Patenschaft für einen weiteren Jugendlichen eingeht, die Verantwortungsbewusstsein und bedachtes Handeln erfordert.
Ein Projektteam besteht aus einem Teamleiter, drei Junioren und drei Aspiranten. Die Teamleiter sind ebenfalls Jugendliche bzw. junge Erwachsene, die aus sozial benachteiligten Verhältnissen kommen und über das Projekt „Neue Wege“ oder zukünftig durch „Rückenwind“ gefördert wurden bzw. werden. Sie dienen als authentische, positive Rollenvorbilder und leben den Junioren eine mögliche sinnhafte Teilnahme an der Gesellschaft vor.
Die Projektteams planen, organisieren und führen Projekte und Aktionen in verschiedenen Handlungsfeldern durch, die den Jugendlichen eine Plattform bieten, auf der sie sich als Multiplikatoren kreativ und schöpferisch betätigen können. Zugleich profitieren weitere Kinder und Jugendliche von den Projekten und Aktionen im Stadtteil. Unterstützt und angeleitet werden die Projektteams dabei von den Mitarbeitern, die in ihrer Funktion als Projektgruppenleiter beraten und ausbilden bzw. als Personal Coaches und Trainer agieren.
Aufgaben innerhalb der Projektstruktur
Übersicht der verschiedenen Arbeitsfelder
Vertrauen aufbauen – Situationen aufzeigen – Strategien entwickeln
Der Personal Coach und Trainer nimmt die Rolle einer vertraulichen Bezugsperson ein, welche die Jugendlichen in ihrer Persönlichkeitsbildung und -entwicklung unterstützt. Er begleitet die Jugendlichen in ihren individuellen Lebensräumen, um ein Gesamtbild der Situation zu erlangen und gemeinsam mit ihnen Ziele und Handlungsstrategien zu entwickeln. Insbesondere bei sozial benachteiligten Jugendlichen kann die „Sozialisationsinstanz Familie“ dieser Aufgabe häufig nicht nachkommen.
Nach dem Erkennen der momentanen Lebenssituation gilt es, die Jugendlichen aus der Opferrolle hinauszubegleiten und ihnen zu verdeutlichen, dass sie eine Veränderung herbeiführen können, wenn sie ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen. Es liegt überwiegend in ihrer eigenen Willenskraft, neue Wege zu gehen.
Sport als Spiegel der Gesellschaft
Normen, Werte und Eigenschaften der Gesellschaft spiegeln sich im Sport wider. Er ist von Prinzipien der Objektivierung, der Ökonomisierung und der Maximierung geleitet und orientiert sich an Idealen wie Chancengleichheit, Teamfähigkeit und Wettbewerb. Dadurch macht Sport im kleinen Rahmen erfahrbar, wie die Gesellschaft funktioniert und auf eigenes Handeln reagiert.
Diese Erfahrungsprozesse werden im Rahmen von Personal Training Einheiten gezielt zur Personalisation und Sozialisation zum Sport, aber gerade auch durch Sport genutzt. Der Sport ermöglicht so die Teilhabe an einem Beziehungssystem von Partnerschaften und Gemeinsamkeiten, das vielen jungen Menschen unter sozial benachteiligten Lebensumständen ansonsten unzugänglich bliebe.
Die am eigenen Leib gemachten Erfahrungen bieten somit eine Alternative zu passivem Verhalten und gedankenloser Konsumorientierung, die unter den Jugendlichen stark verbreitet sind. Der Sport bietet ungefilterte Erfahrungen der Eigenständigkeit, Aktivität und Authentizität.